Die mobile Marktforschung, d.h. Umfragen auf mobilen Endgeräten – und dazu zähle ich auch die Tablets, gewinnen immer mehr an Bedeutung. Die heutige Welt sehnt sich, Dinge “on-the-go” zu erledigen. Von unterwegs werden Emails abgerufen und beantwortet, Einkäufe erledigt und die aktuellen Nachrichten gelesen. Telefonieren ist mittlerweile nicht mehr die Hauptaktivität auf einem modernen Smartphone. Was passiert also in der Marktforschung?
Es gibt zahlreiche Marktforschungsinstitute, die ihr Service-Portfolio Richtung “Mobile Research” erweitert haben. Gerade in den USA und in UK verbreitet sich diese neuartige Art der Marktforschung ziemlich rasant. Ich persönlich habe mehrere Research Apps auf meinem iPhone installiert, wobei ich mich frage, ob nicht der Begriff “Mobile Survey” treffender wäre. Denn die meisten Apps bieten nur einfache Umfragen an. Die technischen Möglichkeiten eines Smartphones werden dabei komplett außer Acht gelassen. Es werden keine Sensordaten ermitteln und gesammelt. Ich wurde nicht aufgefordert, Dinge zu fotografieren und irgendwelche Barcodes von meinem letzten Einkauf einzuscannen. All diese technischen Möglichkeiten, um ein Markforschungsprojekt umfangreicher zu gestalten, werden aus heutiger Sicht kaum genutzt.
Was sind also die zusätzlichen Möglichkeiten, die mobile Marktforschung im Vergleich zu einer klassischen Umfrage anbietet. Hier ein paar Beispiele:
- Kamera: Teilnehmer könnten aufgefordert werden, Fotos von ihren Aktivitäten zu machen.
- Barcode Scan: Mit Hilfe der Kamera können Barcodes und QR Codes eingescannt werden. So können Einkäufe auf einfache Art dokumentiert werden.
- GPS Tracking: Mit Hilfe der Verortung des Teilnehmers können Laufwege aufgezeichnet werden.
- Mikrofon: Wie hoch ist die Stressbelastung des Teilnehmers durch äußerliche Lärmeinflüsse? Oder der Teilnehmer kann ein Audio Tagebuch führen.
- Geofencing: Umfragen können Location-basiert ausgelöst werden (so z.B. wenn sich ein Teilnehmer einer der großen Einkaufsstraßen in München nähert).
- usw.
Wir müssen uns auch im klaren sein, dass die mobile Marktforschung gewisse Einschränkungen hat:
- Die Länge der Umfrage: die aktuelle Meinung ist, dass eine online Befragung 7-10 Minuten nicht überschreiten sollte.
- Eingeschränktes Display: das aktuelle iPhone 5 hat eine Bildschirmdiagonale von ca. 10 cm. Die visuellen Möglichkeiten für die Gestaltung einer Umfrage ist dadurch eingeschränkt.
- Übertragung der Daten: obwohl sich die Flatrate für Datenübertragung immer mehr durchsetzt, könnte bei dem einen oder anderen Kosten für die Übermittlung der Ergebnisse entstehen. Das wäre ein absoluter App-Killer.
- Batterieverbrauch: Durch die Aktivierung der Sensordaten und Aufzeichnung dieser Informationen wird der Akku zum Teil erheblich belastet.
- Verzerrung in der Stichprobe: Smartphones sind eben eher bei den Jüngeren beliebt.
Fakt ist, dass “mobile” auch in der Marktforschung Einzug hält. Zunächst sicherlich als Beimischung zu traditionelle Methoden, aber langfristig sehe ich die Daseinsberechtigung als eigenständige Methodik. Die Attraktivität liegt in der passiven Messung von Sensordaten.